Früh am Morgen geht es los. Wir sind nach Oregon unterwegs. Es ist stark bewölkt, düster, kalt und feucht - wie oftmals hier im Bundesstaat Washington. Nach kurzer Zeit erreichen wir wieder die Astoria-Megler Bridge, die uns über den mächtigen Columbia River nach Oregon führt.
Wir sind in Oregon angekommen.
Oregon und der Oregon Trail
Das immergrüne gelobte Land lockte um die Mitte des 19. Jahrhunderts hunderttausende Siedler weit nach Westen. Um diese Zeit galten die Steppen und Wüsten des mittleren Westens(die Great Plains) als völlig unbewohnbar. Zu trocken, zu heiß, zu weit. Nach Aussagen von ersten Missionaren die dieses Gebiet gesehen hatten gab es in Oregon alles im Überfluss. Wasser, immergrüne Wiesen und Wälder sowie alles Erdenkliche was man für ein freies Leben in Reichtum brauchte.
Dank der Lewis und Clark Expetition(1804/1806) gab es erste Karten von der Region. Um ca.1850 zogen dann riesige Züge von Planwagen auf dem legendären Oregon Trail(ca.3500km) nach Westen. Ständig wurde der Trail verbessert und somit verkürzte sich die Reisezeit immer weiter – immer mehr Siedler drängten in den Westen. Die Reisezeit sank von 166 Tagen auf 129 Tagen. Erst als 1869 die erste transkontinentale Eisenbahnstrecke eröffnet wurde, verlor der Oregon Trail an Bedeutung.
Aber auch heute noch liegen viele Highways und Interstates auf oder neben der Route das alten Trails.
Auf dem Weg nach Süden auf dem Highway 101 passieren wir wieder unzählige ursprüngliche und wilde Strände an der Küste des pazifischen Ozeans.
Wir wandern am Strand entlang. Zur Zeit haben wir hier Low Tide. Das bedeutet wir haben den niedrigsten Ebbestand für heute. Der pazifische Ozean gibt Land frei das vor kurzen noch meterhoch unter Wasser stand. Überall kommen Tidepools(Gezeitenpools) zum Vorschein in denen man überall Bewohner des Pazifiks entdecken kann. Krebse, Seeanemonen, Seesterne und uns unbekannte andere Meeresbewohner. Sie klammern sich mit aller Kraft an die Felsen um bis zur nächsten Flut zu überleben.
Es geht weiter zum nächsten Teil des Strandes. Die USA hier hat eine Küstenlinie von mehreren tausend Kilometern.(Gesamtküstenline der USA beträgt knapp 20.000km). Hier sieht man wieder die unbändige Gewalt des pazifischen Ozeans. Der Pazifik hat hier riesige und tiefe Höhlen aus dem Fels geschlagen. Mit unbändiger Kraft schickt er seine Brecher immer wieder an den Fels.
Am Ende eines Strandes entdecken wir einen vom Pazifik ausgeschlagenen Pfad. Dieser Pfad liegt normalerweise auch wieder mehrere Meter unter Wasser. Die Höhe des Wassers kann man an den Wänden des Pfades erkennen. Die Wände sind meterhoch über uns mit Muscheln überwachsen. Leider hat die Flut bereits wieder eingesetzt und wir müssen aufpassen dass wir nicht vom schnell zurückkommenden Wasser überrascht werden. In einer der großen Höhlen wurde einer dieser rieseigen Bäume einfach mit voller Wucht zwischen die Felsen gequetscht. Das Wasser steigt und steigt aber wir wagen es trotzdem auf den Pfad.
Dann müssen wir doch schnell fliehen. Steigt das Wasser zu hoch gibt es hier kein Entrinnen mehr. Man kommt aus den Höhlen nicht mehr heraus - außer ertrunken vielleicht. Mit einer bereits nassen Jeans bis zum Knie(ein kleines Restrisiko ist an der wilden Pazifikküste immer mit dabei) geht es zurück zum sicheren Strand und weiter zu ein paar anderen Stränden hier am Highway 101.
Am Abend kommen wir dann in Lincoln City an und beziehen unser Motel.
Lincoln City ist eine Stadt an der nördlichen Westküste der USA im Bundesstaat Oregon. Die Stadt liegt auf einer Meereshöhe von 3 Metern und direkt am pazifischen Ozean. Sie wurde 1965 gegründet und hat heute ca. 10.000 Einwohner. Vor der Besiedlung der Weißen lebten hier zahlreiche Indianerstämme. Um 1855 war die Region ein Reservat. 1887 wurde das Gebiet aber zur Besiedlung freigegeben und die Indianer weitgehend vertrieben.
Mit ihrem riesigen und langen Sandstrand lebt die Region heute vom Tourismus. In den Sommermonaten kommen zu den 10.000 Einwohnern noch etwa 40.000 hinzu.
Vielen werden die Bilder von hier sehr bekannt vorkommen. Sie sind, wie auch der Antilope Canyon, die meist verwendeten Bildschirmhintergründe von Microsoft Windows.
Am nächsten Morgen sind wir früh wach. Es ist noch dunkel als wir den TV zum checken des Wetters und der Nachrichten einschalten. Auf allen Kanälen das gleiche Bild. Amerikanische Flaggen und die Nationalhymne werden in Dauerschleife gesendet.
Es ist der 11.September. 9/11 (Nine/Eleven). Bei allen die zu dieser Zeit schon alt genug waren haben sich wohl, wie bei mir auch, die Bilder des Anschlags vom 11. September tief ins Gedächtnis eingebrannt. Es ist der 23. Jahrestag bei dem tausende Väter, Mütter, Großväter, Kinder und noch viel mehr bei dem feigen Anschlag von Islamisten kaltblütig ermordet wurden.
Ich war geschockt als ich die ersten Meldungen auf dem Nachhauseweg im Radio gehört hatte.
Besonders geschockt haben mich dann aber am Abend die Bilder im TV. Millionen Muslime auf der ganzen Welt feierten tanzend auf den Straßen. Es ging zu wie nach einem Gewinn einer Weltmeisterschaft. Hier waren es nicht einzelne fanatische Attentäter - NEIN - es war fast die gesamte islamische Welt.
Wir schalten die Nachrichten ab und machen uns auf den Weg. Ein Stück wollen wir noch den Highway101 an der wilden Pazifikküste entlang. Es schüttet wie aus Eimern. Strandspaziergänge sind nur mit unserer Regenausrüstung möglich.
Wir passieren unzählige weite Strände und kleine Küstenorte. Auch kommen wir am kleinsten Hafen der Welt vorbei.
Als wir irgendwann bis auf die Knochen nass sind stellen wie die Außenausflüge ein.
Auf dieser Fahrt lernen wir auch noch einen für uns unbekannten amerikanischen Brauch kennen.
Die Amerikaner hier feiern das ganze Jahr über Ostern. Viele der kleinen Häuser sind bunt mit Ostereiern geschmückt. Sie hängen an Zäunen, Büschen, am Haus .. einfach Überall.
Dann geht es noch ein Stück an der Küste entlang. Bei Florence müssen wir uns von der Pazifikküste verabschieden. Wir werfen noch einen letzten Blick auf die wilde Nordwestküste Amerikas. Tief unter uns werden wir sogar noch von ein paar Seelöwen verabschiedet.
Jetzt biegen wir landeinwärts ab. Wir wollen heute noch bis tief in das Herz des Nordwestens von Amerika vorstoßen.
Tief in das Herz von Oregon.
Nach dem Verlassen der Küste ändert sich die Gegend fast schlagartig. Die Straßen zerschneiden wieder wie an einer Schnur gezogen kerzengerade das Land. Es geht vorbei an großen Agrarflächen und unzähligen Weiden mit Rindern.
Hier ist das Land der Träume von vielen Einwanderern aus dem letzten Jahrhundert.
Nach 400km erreichen wir unser nächstes, uriges Motel.
Neben unserem heutigen Motel finden wir einen ebenfalls sehr urigen und rustikalen Saloon - wir sind im wilden Westen angekommen. Hier gibt es noch einen kleinen Snack - bevor es ins Bett geht.
Nach dem Aufwachen geht der erste Blick zum Himmel. Heute ist ein spezieller Wandertag. Es soll zu einem kleinen Badesee mitten im Herzen von Oregon gehen. Hier in dem Ort Crescent ist es nur leicht bewölkt und wir hoffen auf einen sonnigen Tag.
Crescent ist ein winziges Nest wieder irgendwo in den endlosen Weiten Amerikas. Der Ort liegt auf 1358 Meter Meereshöhe und hat knapp 400 Einwohner. In dem 1907 gegründeten Ort gibt es nichts. Also überhaupt nichts. Der Ort dient uns nur als Übernachtungs- und Ausgangspunkt am und um den Crater Lake.
Der Crater Lake ist wohl einer der beeindruckendsten Seen im Westen der USA.
Crater Lake ist ein Kratersee des Vulkans Mount Mazama im Süden des Bundesstaates Oregon. Der See zeichnet sich durch seine ungewöhnlich tiefblaue Farbe aus. Der See entstand durch die Füllung der Caldera mit Regenwasser.
Vor ca. 7000 Jahren brach der Vulkan mit unbeschreiblicher Wucht aus. Der Vulkan schleuderte 50 Kubikkilometer an Magma, Erde, Felsen und Steinen in die Luft. Danach sackte er zu der heutigen Caldera zusammen.
Im Juni 1853 wurde der See erstmals von einem nicht-einheimischen amerikanischen Forscher unter dem Namen "Deep Blue Lake" beschrieben.
Die Wasseroberfläche hat bei einer Höhe von 1883 Meter über dem Meer eine Fläche von 53,2 km² und eine Uferlänge von 35,1 km. Der See hat eine horizontale Ausbreitung von etwa 8 km × 9,6 km und eine durchschnittliche Tiefe von 350 m. Mit seiner tiefsten Stelle von 594 m ist er der tiefste See der USA und der zweittiefste Nordamerikas.
Leider liegt der See auf ca. 2000 Metern und daher meist in den Wolken versteckt. Seine ultrablaue Farbe gibt er aber nur bei sonnigem Wetter preis.
Bei der Abfahrt aus Crescent ist die Welt noch in Ordnung. Die Sonne scheint und der Himmel ist leicht bewölkt. Wir fahren auf einer schnurgraden Straße in Richtung Vulkan.
Wir durchqueren eine große Steppe. Hier sieht wieder alles aus als wäre es die Hintergrundkulisse eines Westerns.
Dann kommen wir am Park an. Düster, neblig, verregnet. Heute wird das mit dem See wohl nichts werden.
Dann endlich sind wir da. Wir erreichen den blausten See unseres Planeten. Er liegt direkt vor uns - also unter uns - also sollte er zumindest - irgendwo. Bei dem Anblick des Sees will bei mir keine wirkliche La Ola Welle entstehen. Ohne Zweifel ist er da - irgendwie. Das Blaueste aller Blaus lässt noch etwas zu wünschen übrig aber die Hoffnung stirbt zuletzt und am Himmel hellt es sich zunehmend auf. Etwas neues habe ich jedoch jetzt schon wieder über Amerikaner gelernt. Wenn sie das Haus verlassen und sich den Autoschlüssel vom Haken nehmen geben sie hier ihr Gehirn ab. Die Temperatur ist bei 2 Grad - Bodenfrost. Sichtweite direkt in den Wolken ca. 10-15 Meter. Rechts geht es hunderte Meter steil nach oben und links 1000 Meter steil nach unten. Die Serpentinen winden sich am Berg gepresst nach oben. Geschwindigkeitsbegrenzung ist bei 35 Meilen. Fährt man hier 35 wird man vom nächsten Truck über die Klippen geschupst. Hier fährt man 50 oder 60.
Ein Auto hat dann auch glücklicherweise hochkant an einem Baum gehangen bevor es 1000 Meter über die Klippe ging.
Immer wieder fahre ich rechts ran um diese "Spinner" vorbei zu lassen.
Hier die fantastische Aussicht auf den blausten See aller blauen Seen.
Es trocknet ab und wir packen die Wanderrucksäcke. Es geht tief in den Wald zu den Klippen am See.
Als wir oben sind, können wir doch einen kleinen Blick auf den See erhaschen. Mit dem Aufheitern des Himmels kann man sogar die blaue Farbe etwas erahnen. Wir sind wieder auf ca. 2500 Metern und der steile Weg nach oben an die Klippen lässt uns schwer atmen. Von oben haben wir einen schönen Blick auf einen Teil des Sees sowie einen Blick auf eine Felsformation die Phantomschiff genannt wird.
Es geht weiter zu den "Pinnacles" eine Felsformation aus herausgewaschenen Felsnadeln. Wieder eine Laune der Natur.
Hier treffen wir auch wieder auf einen unserer putzigen Freunde.
Wir erreichen wieder den Kraterrand. Die Wolkendecke ist schon sehr weit aufgerissen und die Sonne brennt sich langsam vollständig durch die Wolken.
Ein unglaublicher Anblick. Der See leuchtet wirklich in allen blauen Schattierungen. Wir können die komplette riesige Caldera überblicken.
Im nächsten Moment legen die Wolken die Sonne komplett frei und mir fällt fast die Kinnlade herunter. Ich weiß auch nicht wie man das beschreiben soll. Großartig? Einzigartig? Fantastisch? NEIN das alles trifft es nicht - so lasse ich mein letztes Bild für sich sprechen.
Nach den wieder vielen unglaublichen Eindrücken geht es zurück zum Motel. Morgen haben wir wieder ein Stück zu fahren. Morgen geht es tiefer nach Oregon hinein. Morgen geht es in die Painted Hills.
Es ist kalt geworden in der Nacht. Hier oben in den Bergen haben wir 0 Grad. Wir laden wie immer am Morgen unser Auto. Dann geht es auf den Highway. Es ist neblig und die Sichtweite liegt bei 10-20 Metern. Fast im Blindflug geht es talwärts. Mit jedem Meter den wir tiefer kommen lichtet sich der Nebel. Die Temperatur steigt in wenigen Minuten 20 Grad höher.
Wir haben die Bergregion verlassen und die Sonne lässt sich immer öfter blicken. Plötzlich erscheint vor uns ein riesiges schwarzes Lava Feld. Was ist das ? Ich biege vom Highway ab und fahre auf diesen schwarzen Berg zu.
Es ist ein alter Vulkan der vor ca. 7000 Jahren mit einer gewaltigen Explosion ausgebrochen ist. Es geht nach oben. Oben angekommen blicken wir in einen tiefen Vulkankrater. Hier oben befindet sich heute eine Aussichtsstelle für Wildfeuer die hier jederzeit in den trockenen Kiefernwäldern ausbrechen können. Von hier oben kann man tief ins Land sehen. Von hier aus kann man erahnen wie heftig damals die Explosion gewesen sein muss. Heute, nach 7000 Jahren, erstreckt sich das Lava Feld bist zum Horizont - soweit das Auge reicht.
Wir fahren zurück auf den Highway. Es geht weiter in Richtung Painted Hills. Da ich kein Englisch spreche muss ich nachschlagen was Painted Hills bedeutet - angemalte Hügel ? Wir möchten herausfinden wer und warum hier jemand irgendwo im nirgendwo Hügel angemalt hat.
Wir sind tief im Herzen von Oregon. Hier ist Oregon so wie man es sich vorstellt oder so wie man es aus den Filmen kennt. Endlose Wälder unterbrochen von endlosen Weiden oder Agrarflächen. Hunderte Kilometer geht die Straße meist geradeaus. Tausende von Steaks in Rohform stehen auf den Weiden. Maisfelder an denen man fast eine Ewigkeit vorbeifährt. An den Straßenrändern scheinen die schiefen und alten Holzstrommasten für uns Spalier zu stehen.
Es geht über Pässe die mehr als 1500 Meter hoch sind. Immer wieder Warnschilder "Achtung Rinder auf der Fahrbahn auf den nächsten 100Km. Dann wir die Landschaft hügelig und wir erreichen die Painted Hills.
Die Painted Hills.
Vor ca. 35 Millionen Jahren war hier ein Überflutungsgebiet das durch verschiedene Vulkanausbrüche austrocknete und zu einer Hochwüste in Oregon wurde. Die Landschaft ist geprägt von einer farbenfrohen Felslandschaft, in der man weit zurück in die Erdgeschichte blicken kann. In den letzten Jahrmillionen haben sich hier bunte Sedimentschichten und Asche aus den Vulkanen abgesetzt und wurden somit heute zu einem landschaftlichen Kunstwerk.
Als wir durch die bunte Hügelwelt wandern, plötzlich eine Bewegung direkt neben uns. Zuerst dachte ich an eine Schlange aber dann war es doch nur eine kleine Echse die uns neugierig beäugte.
Wir stehen wieder in einem dieser atemberaubenden Naturwunder Amerikas. Man weiß nicht wohin man zuerst schauen soll. Li - Rechts oder doch nach vorne oder nach hinten. Überall umgibt einen wieder die unglaubliche Schönheit unseres Planeten. Jahrmillionen hat es gedauert bis Wind und Wetter diese Landschaft geformt hat. Hier fühlt man sich wieder ganz klein. Diese Landschaft wird es noch Jahrmillionen geben. Lange noch nachdem die Menschheit sich selbst ausgerottet hat.
Es ist spät am Nachmittag aber die Sonne brennt immer noch heiß. Wir können uns kaum losreißen von diesen Anblicken hier. Aber wir müssen zurück. Wir haben noch eine Stunde Fahrzeit bis zu unserem nächsten Motel.
Am frühen Abend kommen wir in Prineville/Oregon an. Wir machen noch einen kleinen Stadtrundgang durch diese Ortschaft, die aus einem Roadmovie entsprungen sein könnte.
Es wird dunkel und wir bekommen Hunger. In der Nähe unseres Motels befindet sich ein kleiner Imbissladen und wir beschließen dort eine Kleinigkeit zu essen. Eine Kleinigkeit bedeutet hier für mich - ca. 1,2 Kg Fleisch in Form von St. Louis Ribs, Pulled Pork und Rinderbrust(Brisket) - alles 48 Std gesmokt(in Holz geräuchert).
Lecker wars aber ich denke ich esse nie wieder etwas.
Völlig "überfressen" geht es ins Bett.
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