Bevor es am nächsten Tag wieder auf den Highway geht sind ein paar Probleme mit dem Mietwagen zu lösen. Beim Starten des Autos blinkt das Display wie ein Weihnachtsbaum. WARNING WARNING WARNING. Ein kleines Bild zeigt drei von 4 Reifen ROT. LOW21  LOW24 LOW28. LOW ??? Low bedeutet tief - glaub ich zumindest. Einen Moment lang frage ich mich warum die 3 Reifen tiefer gelegt haben und einen nicht. Evtl. bedeutet das auch der Luftdruck ist zu tief. Die zweite Warnmeldung sagt "Oil Change needed" OK das Auto will einen Ölwechsel. Ich denke das erste Problem mit dem Druck bekomme ich an der nächsten Tanke selbst hin - das Zweite eher nicht. Ein Blick in die Mietunterlagen sagt - wenn man die Warnungen missachtet muss man für alle Schäden selbst aufkommen - die Vollkasko greift in diesem Fall nicht.

In den Mietunterlagen finde ich eine Nummer - hier steht E MERGENT CY CALL. Dem Englischen nicht mächtig übersetze ich es mit ER MRKT ES SICH RUF - was immer das auch bedeutet. Ich wähle die Nummer. Es kommen 8 Mal immer 5 Fragen die ich mit einer Nummer quittieren muss - ich habe ja 10 auf der Tastatur. Wie im Lotto tippe ich eine. Warteschleife - Coole Musik. Dann eine Mitarbeiterin - laber , laber , laber , laber. sie will meine Daten. Dann erklärt sie mir das es nur eine Vorwarnung ist und ich noch 2000Milen weiter fahren kann YES!

An der Tanke dann ist der Luftdruck dran. Hier in Amerika muss man für Luft bezahlen besonders wenn man sie komprimiert in einen Reifen füllen will. Ca. 2 Euro werden fällig  für 4 Minuten Kompressor. Man hat also für jeden Reifen 1 Minute zeit um zu Füllen - ansonsten sind wieder 2 Euro fällig. Bezahlen kann man nur mit einem Apple IPhone und Apple Pay- Kontaktlos. Kein Problem hab ich.

Bevor ich starte entferne ich schnell alle Ventilkappen um keine Zeit beim Füllen zu verlieren. Ich starte und hüpfe wie ein Gummiball mit dem Füllschlauch um das Auto - GESCHAFFT. Alle 4 Reifen voll innerhalb von 3,5 Minuten. Ich werde mich bei Wetten Dass anmelden.

 

Dann geht es wieder auf eine einsame Landstraße.

Kurz nach dem Verlassen des Ortes verlieren wir uns wieder in der ewigen Weite Amerikas. Es geht vorbei an tiefen Canyons, riesigen Maisfeldern, tiefen Kiefernwäldern. Teilweise durchfahren wir auch große Prärieflächen. Es sieht fast aus wie in der Lüneburger Heide nur ohne Heide. Dafür wachsen hier andere kleine gelbe Büsche. Ich habe keine Ahnung was das ist aber da wir hier in Oregon sind schätze ich mal dass es Oregano sein muss.

 

 

 Über unseren Köpfen kreisen immer wieder große Raubvögel. Sie patrouillieren auf dem Highway auf und ab um sich die überfahrenen Mäuse oder Eichhörnchen, die es hier zu Tausenden gibt, zu schnappen. Tote Tiere sind einfacher zu erbeuten als Lebende.

Weit in der Ferne - in ca. 100Km ist bereits unser nächstes Ziel zu erkennen. Der Mount Hood.

Mount Hood ist 3425 Meter hoch und ist im inneren auch heute noch ein aktiver Vulkan. In den letzten 15000 Jahren gab es immer wieder verherende Ausbrüche bei denen es aber zu keinen Opfern kam da das Land noch nicht besiedelt war. Die letzten großen Ausbrüche gab es zwischen 1740 und 1810 – vor der Ankunft der ersten weißen Siedler. Mit seinen 12 Gletschern  gibt er heute noch ein unglaublich majestätisches Bild ab. Egal woher man kommt der Vulkanberg ist immer präsent.

Irgendwie ähnelt der Berg dem Berg Erebor aus Herr der Ringe.

 

In der nächsten Stunde werde ich den Tempomat, der auf 90km/h steht nicht mehr anfassen. Sowie das Lenkrad auch.

 

Dann sind wir am Fuße des Mount Hood angekommen. Hier liegt ein kleiner idyllischer See den wir heute "umwandern" wollen. Wir packen die Rucksäcke und sind wieder in der Wildis unterwegs.

 

 

 

 

 

 

 Am späten Nachmittag, nach der Umrundung "unseres" Sees, geht es weiter zu unserem nächsten Motel. Unterwegs machen wir auf einer kleinen Anhöhe eine Pause. Von hier aus kann man sehen warum dem Ruf "GO WEST" Hunderttausende folgten. Fruchtbare Felder bis zum Horizont. Apfel- und Pfirsichplantagen, Weinberge, Rinderweiden umgeben von glasklaren Flüssen und Seen - ein immergrünes Paradies auf nährstoffreichem Vulkanboden - soweit das Auge reicht.

 

 

Wir erreichen unser heutiges Ziel „The Dalles“ am riesigen Columbia River

Columbia River

Der Columbia ist 1953 Kilometer lang und der wasserreichste Fluss in ganz Nordamerika der in den Pazifik fließt. Lange Zeit galt er als die wichtigste Handelsroute in den Nordwesten Amerikas.

 

The Dalles

Die kleine Stadt The Dalles liegt direkt am Columbia River und wurde 1857 gegründet. Sie liegt auf einer Meereshöhe von 33 Metern und hat ca. 16.000 Einwohner.

Erst nachdem Lewis und Clark, die das Land kartografierten, hier Halt machten kam der Aufschwung.

Da The Dalles auf dem berühmten Oregon Trail lag, kamen Hunderttausende hier durch.

Heute geht es hier aber viel moderner zu. In der Stadt The Dalles befindet sich das weltgrößte Rechenzentrum von Google. Google alleine verbraucht hier über 25% der Wasserreserven zum Kühlen seiner Rechner.

Auch befindet sich hier eine der größten Ansammlungen von Murals (riesige Wandgemälde an den Häusern).

 

Die Stadt selbst sieht aus wie eine typische Kleinstadt im Wilden Westen. Wie überall hier auf dem Land im Westen gibt es keine 2- stöckigen Gebäude. Wenn die Autos in den Straßen nicht wären, könne man meinen wir sind im letzten Jahrhundert.

 

 

 Wir bummeln ein wenig kreuz und quer durch die Stadt und entdecken tatsächlich überall auf den Wänden diese riesigen Wandgemälde die die Gründerzeit Oregons und der Stadt hier nachstellen.

 

 

 Etwas geschafft geht es in Motel.

 

Heute ist der letzte Tag in der Wildnis. Am mächtigen Columbia River entlang geht es nach Portland. Ein letztes mal in diesem Jahr wollen wir in der Wildnis Nordamerikas durch die Natur wandern. Noch einmal blicken wir tief am Columbia River entlang in die Weite dieses Landes.

 

 

Wir sind heute auf der "Wasserfall Allee" unterwegs. Einige der unzähligen Wasserfälle wollen wir daher erwandern. Wir fahren den historischen Weg, den einst die Siedler genommen haben, entlang und erreichen den ersten Wanderparkplatz. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß weiter. Es geht steil nach oben. Unterwegs kommen wir an einem kleinen Hügel mit uralten Gräbern vorbei. Sie gehen bis in das Jahr 1880 zurück. Viele die hier liegen haben das 25. Lebensjahr nicht erreicht. Auf dem Weg ins vermeintliche Paradies haben viele ihr Leben gelassen. Sie wurden damals unterwegs einfach begraben wo sie gestorben sind - woran auch immer. Dann erreichen wir den ersten Wasserfall - Weitere folgen.

 

 

 

 

 Als wir tiefer in den Wald gehen werden wir völlig überraschend gestoppt. Wir kommen nicht weiter - die ganze weitere Region ist gesperrt. Es brennt überall im Wald. Wir müssen zurück.

 

 

 Einen legendären Wasserfall haben wir aber noch in ca. 40 KM Entfernung. Es sind die Multnomah Falls. Als wir dort ankommen bzw. in der Nähe dort ankommen geht es zu wie in einem Tollhaus. Parkplätze für etwa 50 Autos sind vorhanden. 1000 Autos wollen rein. Eine Wartezeit von ca. 4 Stunden für einen Parkplatz müssen wir einplanen. Durch Influencer bei YouTube, TikTok und Instagram sind die Fälle bei jedem hier beliebt - jeder will ein ach so toller Influencer sein und hier Bilder von sich machen. Nach dem stundenlangen warten auf einen Parkplatz muss man noch anstehen da jeder Influencer 5 Minuten flaches Gelaber mit den Fällen im Hintergrund absolvieren muss.

Wir fahren einfach weiter - nichts für uns.

Heute habe ich am dritten Wasserfall eine waschechte Vollblut Influencerin kennen gelernt. Leider war ich 3 Sekunden eher am Wasserfall und stand natürlich im Weg. Bis sie aber ihr ganzes Zeug wie Kamera, Stativ , Mikrofon und Lampen aufgebaut hatte, war genug Zeit für mich.  

Als sie dann umgezogen war, das übliche hirnlose Gewäsch.

Hallo meine lieben - laber - laber - laber.

 

Nach dieser Begegnung kann ich sagen: Wer geglaubt hat dass Influencer blöd sind der irrt sich gewaltig.

Influencer sind nicht blöd die sind TOTAL BLÖD!

 

Wir fahren noch eine Weile am Columbia River entlang und erreichen Portland. Bevor wir ins Motel fahren, geht es noch einmal in einen Walmart(Supermarkt). Es ist ein Walmart Super Center. Wenn man durch die Eingangstür durch ist, kann man in keiner Richtung das Ende des Marktes erkennen. Hier werden nochmal zusätzliche 10.000 Schritte auf unserer Fitnessuhr fällig.

Nach dem Einkauf geht es ins Motel. Morgen wollen wir uns Portland ansehen.

 

 

 Portland

Portland ist zwar nicht die Hauptstadt von Oregon aber dafür ist die Stadt das wirtschftliche Zentrum Oregons. Die Stadt wurde 1851 gegründet, liegt auf einer Meereshöhe von 15 Metern und hat heute ca. 650.000 Einwohner. Im Einzugsgebiet leben ca. 2.500.000 Einwohner.

Der Hafen von Portland war früher sehr berüchtigt für das Schanghaien von Seeleuten und wir hoffen das wir hier nicht verschleppt werden. In der Stadt gibt es, bezogen auf die Einwohnerzahl, die meisten Brauereien der Vereinigten Staaten von Amerika. Genau unser Ding - hier sind wir richtig.

 

Nach dem Frühstück zieht es uns in die Stadt. Nach den Recherchen aus dem Internet wollten wir uns eigentlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansehen. Eigentlich bedeutet  das, dass wir uns dazu entschlossen haben NICHT dahin zu gehen wo alle TVI's (Total verblödete Influencer)hingehen um Selfies zu machen. Wir wollen nicht das hochglanzpolierte Portland sehen - das kann man in unzähligen mehr oder weniger guten YouTube-Videos sehen. Wir wollen die Stadt sehen und das Leben wie es hier wirklich ist. Wir schlendern also durch die Stadt. Auf einer Brücke haben wir dann einen schönen Blick auf die Skyline und den Willamette River.

 

Dann sehen wir einen Wegweiser der uns nach "Old Town" führen soll. Da wollen wir natürlich hin.

Hier stehen noch viele alte Häuser aus dem letzten Jahrhundert.

 

 

Old Town von Portland ist nicht gerade das Vorzeigeviertel in das Touristen gehen sollten und auch eher nicht wollen. Da wir aber nicht wirklich wie Touristen aussehen, schlendern wir hier durch die Straßen. Es ist nicht der sauberste Ort. Nach 15 Jahren Road Trips kreuz und quer durch die USA und über 50.000 Straßenkilometer haben wir schon viel gesehen. Aber hier ist es wieder eine neue Erfahrung für uns. Hunderte leben hier auf den Straßen. Einige mit Zelt andere ohne. Unzählige schieben ihren geklauten Einkaufswagen mit ihren Habseligkeiten durch die Straßen. Überall liegen die Menschen in Eingangstüren und schlafen. Viele von Ihnen sind durch den Konsum von harten Drogen schwer gekennzeichnet. Einige plappern wirres Zeug, andere Schreien einfach in die tiefen Häuserschluchten unverständliche Sätze. Es riecht überall sehr stark nach Urin, Kot und Erbrochenem. Einige liegen darin und schlafen. Andere zünden sich gerade irgendwelche Substanzen in einer Plastikflasche an und inhalieren das. Die Substanzen in Verbindung mit dem schmilzenden Plastik schein eine erhebliche Wirkung zu haben.

(Bilder von Personen habe ich natürlich NICHT gemacht).

 

 

 

 

Wir verlassen Old Town und schlendern nach Down Town. Wie mit einer Linie gezogen ändert sich die Gegend schlagartig. Downtown ist das Banken- und Geschäftsviertel. In jedem Eingang steht jemand von einer Security in Uniform. Die Straßen sind sauber. Es gibt schön angelegte Parks, die Universität und Banken.

 

 

Hier gibt es auch eine unüberschaubare Anzahl von Food Trucks. Hier kann man alles Bekommen auf was man gerade Hunger hat. Indisch, Japanisch, Türkisch, Chinesisch, Thai, Mexikanisch,, Amerikanisch und was auch immer.

 

Wie sollte es auch anders sein, entscheide ich mich für Frühlingsrollen aus Thailand.

 

Nach 5 Stunden kreuz und quer durch Portland geht es zurück zum Motel. Wir besuchen noch die größte Bücherei der Welt, die über mehrere Stockwerke neue und gebrauchte Bücher verkauft. Wir kommen auch bei dem bei TVI'S(Total Verblödete Influencer) sehr beliebten Laden "Vodoo Doughnut" vorbei. Seit diese Vollidioten hier ihr Unwesen treiben muss man hier bis zu 6 Euro für einen kleinen Teig Ringel bezahlen und dafür ca. eine Stunde anstehen.

 

 

 

 

 Auf dem Rückweg fällt uns dann noch ein Bier in einem kleinen Lokal an. Ein Bier hier in Portland bedeutet nicht unbedingt ein Bier wie wir es gewohnt sind. Wäre mir das englische Wort für Fingerhut eingefallen , hätte ich den Kellner  gefragt ob er uns auf den Arm nehmen will. Im tiefen Bayern hätte dieser Kellner mit diesem Bier keine 3 Sekunden überlebt.

In der ganzen Stadt verteilt finden wir auch noch viele riesige bunte Katzen? oder das Bier hat eine andere Wirkung als  bei uns.

 

Meine Uhr zeigt 17000 Schritte bei 6 Stunden und 42 Etagen - für heute erst einmal genug. Morgen geht es zu unserem letzten Ziel - Seattle.

 

  

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